Wildgutstrings

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Produktinformation und mehr

Wir haben viel Zeit für die Entwicklung unserer Saiten verwendet. Es ist ein ganz neues, oder vielmehr historisches Produkt entstanden. Hier informieren wir sie über die Besonderheiten der Herstellung, damit sie die historische Schafdarmsaite genussvoll wiederentdecken können.

Rohmaterial und Herstellung

  • Wir verarbeiten ausschließlich frischen, handgeputzten Darm von Lämmern, die in Europa gewachsen sind. 
  • YouTube – Rohdarm für Musiksaiten >> zum Video 
  • Wir garantieren 100% Handarbeit in jedem Herstellungsschritt. 
    YoutTube –  Entschleimen des Schafdarmes >> zum Video
  • In unserer Werkstatt verwenden wir ausschliesslich Werkzeuge und Hilfsmittel die bereits im 18. und 19. Jahrhundert in der Saitenherstellung gebräuchlich waren. Nur die Kühlung und der Transport des rohen Darmes sind glücklicherweise nicht von Gestern.
  • Wir drehen unsere Saiten aus geprüften und sorgfältig ausgewählten Kombinationen von Ganzdärmen bzw. Darmbändchen.
  • Unsere Herstellungsmethode entspricht dem aktuellsten Wissensstand über die Saitenproduktion im 18. und 19. Jahrhundert und ist aus dem Forschungsprojekt „From Field to Fiddle“ der Hochschule der Künste Bern hervorgegangen.
  • Um eine optimale Balance zwischen Tonhöhe, Klang und Rissfestigkeit zu erreichen, bauen wir unsere Saiten auf das jeweilige Instrument angepasst. Eine Saite mit dem Durchmesser 1,2 mm für die Cello A-Saite ist z.B. ganz anders gebaut als eine Saite mit dem Durchmesser 1,2 mm für die Violine D-Saite.
  • Unsere Saiten sind nur oberflächlich geglättet und im Durchmesser belassen, und nicht maschinell auf einen beliebigen Durchmesser geschliffen. So bleibt die Struktur der Darmbändchen erhalten, die Lebensdauer der Saite verlängert sich und sie franst weniger aus. Durch die fast unveränderte Oberflächenstruktur entsteht ein spürbar griffigeres Spielgefühl. Sie begünstigt eine direktere Ansprache des Bogens, und führt zu einem unmittelbareren Klang- und Spielerlebnis.
  • Wir haben uns bewusst entschieden auf künstliche Vernetzung mit Lack oder Klebstoffen zu verzichten. Unsere Saiten sind ausschliesslich mit Olivenöl behandelt.

Tips zur Wahl der passenden Saitenstärke

  • Schafdarm ist wesentlich flexibler als Rinderdarm. Daher empfehlen wir die Saitenstärken bei unseren unbehandelten Schafdarmsaiten dicker zu wählen, als bei vergleichbaren Rinderdarmsaiten oder behandelten Produkten.
  • Das beste Klangergebnis und die beste Ansprache entsteht, wenn Sie die Saitenstärken so kombinieren, dass die Zugkraft jeder einzelnen Saite gleich stark ist (Equal Tension). In den tiefen Registern des Instrumentes können Sie jedoch auch verhältnismässig dünnere Saiten wählen.
  • Wechsel zwischen 415 und 440 Hz sind für unsere Saiten problemlos möglich. Allerdings empfehlen wir, wenn Sie bei 415 Hz schon mit extrem dicken Saiten spielen, nicht hochzustimmen um ihr Instrument nicht zu belasten. Falls Sie regelmässig 440 Hz, oder höher spielen, verwenden Sie aus diesem Grund bitte dünnere Saiten.
  • VORSICHT! Dünn gebaute und alte, oft reparierte Instrumente, erfordern meistens eine Anpassung der Saitenstärke, um das Instrument nicht zu gefährden! Wir empfehlen solche Instrumente dünner zu bespannen!
  • Luftfeuchtigkeits- und Temperaturschwankungen verändern den Durchmesser der Saite.
  • Natürlich entscheidet letztlich Ihre Spielart und Ihr Geschmack über die Durchmesserwahl!

Pflege der Saite und Anpassungen am Instrument

  • Eventuell müssen Sattel- und Stegkerben, sowie die Wirbel- und Saitenhalterlöcher aufgrund des dickeren Saitendurchmessers angepasst werden.
  • Scharfkantige Sattel- und Stegkerben, ebensolche Wirbel- und Saitenhalterlöcher führen oft zum vorzeitigen Saitenriss!
  • Wenn eine Saite nicht quintenrein sein sollte, drehen sie die Saite um (Wirbelende zum Saitenhalterende). Das behebt oft das Problem. Schlechte Quintenreinheit kann durch schwankende Durchmesser entlang der Saite entstehen.
  • Überschüssiges Kolofonium mit einem trockenem Tuch abreiben. Bei grosser Verschmutzung der Saite kann man diese sorgfältig mit Alkohol reinigen. Schützen Sie unbedingt den Lack Ihres Instrumentes!
  • Zum Schutz vor Feuchtigkeit und Handschweiss kann die Saite mit Mandel- oder Olivenöl nachgeölt werden.

Gewährleistung

  • Unsere Saite ist ein Naturprodukt. Sollten Sie eine Saite erhalten die „stottert“ oder „wolfelt“ schicken Sie diese zurück. Sie erhalten Ersatz!

The String-Makers / Die Saitenmacher

Stephan Schürch

Die Musik, der Instrumentenbau, die Saitenmacherei. Die vielfältigen Facetten dieser Handwerke sind mir eine Herzensangelegenheit. Mein Antrieb ist die unterschiedlichen Kunstfertigkeiten von Grund auf zu erlernen und miteinander zu verbinden. Es sind meine Intuition, mein Ideenreichtum, mein Durchhaltevermögen und nicht zuletzt der Musiker in mir, die mich ständig vorantreiben und mich in meinem Schaffen immer wieder Neuland betreten lassen.

Mein Weg 

  • Ausbildung zum Tischler 
  • Lehrdiplom Cello bei Conradin Brotbeck, Hochschule der Künste Bern, Schweiz 
  • Aufbaustudium Viola da Gamba bei Jordi Savall und Paolo Pandolpho, Schola Cantorum Basiliensis, Schweiz 
  • Ausbildung Geigenbau bei Hansruedi Hoesli, Brienz, Schweiz 
  • Erlernen der Saitenmacherei beim Saitenmachemeister Wolfgang Frank, Zwota, Deutschland 
  • Mitwirkung Forschungsarbeit „Nachweisorientierte Rekonstruktion einer Viola da Gamba nach Silvestro Ganassi“, Schola Cantorum Basiliensis Basel, Schweiz http://www.rimab.ch/content/research-projects/project-early-bowed-instruments/part-1-italy
  • Mitwirkung Forschungsarbeit „From Field To Fiddle“ (Rekonstruktion der historischen Schafdarmsaitehttps://www.hkb-interpretation.ch/projekte/from-field-to-fiddle) Hochschule der Künste Bern, Schweiz
 

Florian Kofler

Schon immer hat mich die Suche nach Authentizität angezogen und fasziniert. Beim Saiten machen, Musizieren und Arrangieren lockt mich das Forschen in der Vergangenheit genauso stark, wie das Experimentieren und Beschreiten neuer Wege. Die stille Arbeit in diesem ursprünglichen, alten Handwerk der Saitenmacherei bereichert und inspiriert mich als Mensch und Musiker.

Mein Weg

  • Cello- und Barockcellostudium, BA. MA. Bruckneruni Linz, Österreich
  • Komposition/Arrangementstudium, MA. Bruckneruni Linz, Österreich
  • Erlernen der Saitenmacherei bei Stephan Schürch, Burgdorf, Schweiz und Wolfgang Frank, Zwota, Deutschland
  • Seit 2020 auch Hersteller der Saiten für die Marke EFRANO www.efrano-strings.com für die er die traditionelle deutsche vogtländische Linie der Saitenherstellung weiter führt, wie er sie bei Wolfgang Frank gelernt hat.

From Gut to String / Vom Darm zur Saite

Rohmaterial

Die Geschicklichkeit und das Wissen des Saitenherstellers kann noch so groß sein, ohne gutes Rohmaterial wird die Saite nicht gelingen. Viele historische Quellen betonen die Wichtigkeit der Qualität des rohen Darmes. In diesem Kontext lege ich grössten Wert auf die sorgfältige Auswahl und Verarbeitung des Schafdarmes für unsere Saiten.

 

Karges Futter, Herkunft, Rasse und das Schlachtalter der Schafe
sind von großer Bedeutung.

 

Der sorgfältig gezogene Dünndarm liegt grob gereinigt zur Weiterverarbeitung bereit.

 

Unser Darmmaterial wird nach alter Tradition ausschließlich von Hand entschleimt und geputzt.

 

Die geübte Hand, ein Schilfrohr und das Feingefühl eines erfahrenen
Darmputzers vollbringen, was eine Maschine nie
so präzise und sorgfältig reinigen kann.

 

Jeder einzelne Darm wird mit Wasser durchgespült und auf Fehler kontrolliert.

 

Die Därme werden auf unsere Anforderungen hin ausgewählt und sortiert.

 

The Beginning / Die Anfänge

Das Schaf und der Geigenbauer

Stephan Schürch

Jahrhunderte lang wurden Instrumentalsaiten aus Schafdarm hergestellt. Die überlieferten Herstellungsmethoden der Schafdarmsaiten wurden gepflegt und von Meister zu Lehrling weitergegeben. Der heute vorwiegend verwendete Rinderdarm hat erst Mitte des 20. Jahrhunderts die Werkstätten der meisten Saitenhersteller erobert. Rinderdarm ist günstiger als Schafdarm, weil er sich besser für die maschinelle Verarbeitung eignet. Klanglich, so sagen die Musiker die den Wechsel von Schaf zu Rinderdarm miterlebt haben, kann die viel steifere und weniger charmante Rinderdarmsaite allerdings nicht mithalten. Vielleicht sind auch die modernen Vernetzungsmethoden, die heute oft bei der maschinellen Saitenherstellung verwendet werden, für Klangeinbussen verantwortlich.

Nur einige wenige Saitenhersteller haben das alte Handwerk in den letzten Jahrzehnten liebevoll weitergepflegt und am Leben erhalten. Heute gibt es auf der Welt nur mehr einen Einzigen, der sich Saitenmachmeister nennen darf. Wolfgang Frank aus Zwota, Raum Markneukirchen, der einstigen Drehscheibe des Welthandels mit Darmsaiten.

Diese Situation veranlasste die «Hochschule für Künste Bern» ein Forschungsprojekt zu initiieren, dessen Ziel es war, das vorhandene Wissen aus schriftlichen und mündlichen Quellen zu sammeln, sowie Wolfgang Franks Erfahrungsschatz zu sichern und zu konservieren. Ich wurde als Geigenbauer, mit dem Spezialgebiet «Historischer Instrumentenbau», ins Boot geholt. Vorerst.

Durch dieses Projekt erkannte ich schnell, dass es nur beschränkt sinnvoll ist historische Instrumente zu bauen, wenn man diese dann mit modern verarbeiteten Rinderdarmsaiten bespannt. Also beschloss ich die Saitenmacherei selbst zu erlernen und zu versuchen, eine Saite nach historischem Vorbild, nur mit traditionellen Herstellungsmethoden zu rekonstruieren.

In vorangegangenen Forschungsprojekten habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, mein bisheriges Wissen kurzerhand über Bord zu werfen, um neue Informationen und Quellen unvoreingenommen prüfen und hinterfragen zu können. Ich versuchte nachzuvollziehen welchen Blick die Handwerker vor 300 Jahren auf ihr Schaffen und das rohe Material hatten. Ihren Forschergeist, den Geruch der Alchemie aufzunehmen. Die Primärquellen aus dem Forschungsprojekt der HKB dienten mir als Navigation. Begleitet wurde, und werde ich auf meiner Reise von meinem Freund und Lehrer Wolfgang Frank. So begann ich zu forschen, jede noch so kleine, abwegige Idee einfach auszuprobieren.

Verrückte Rezepturen, erste Erfolge, Fortschritte, Rückschläge und unzählige Wiederholungen, Riss- und Klangtests waren die Folge.

Ich wollte dem Herstellungsalltag der alten Meister möglichst nahe kommen. Also entschloss ich mich, mein Darmmaterial nicht weiter vorgereinigt von Darmhändlern zu kaufen. Ich ging in den Schlachthof Zürich, zog dort unter Anleitung eines professionellen Darmputzers mit eigenen Händen den Dünndarm aus dem Innereien-Paket und reinigte diesen selbst.

Die Arbeit mit dem selbst gezogenen und selbst gereinigten Darm hat mich etwas Wichtiges gelehrt. Ich habe erlebt, wie der Verwesungsprozess des frischen Materials in meinen Händen direkt unter meiner Nase abläuft. So bin ich heute überzeugt, dass viele Zugaben von Hilfsmitteln, welche in den überlieferten Herstellungsprozessen beschrieben werden, vor allem der Desinfektion der Därme und der Bändigung des Geruches – nein Gestankes dienten, und nicht zur Verbesserung des Klanges, wie heute vielfach angenommen wird.

Den feinen, dünnen Schafdarm zu schleimen (wie die Reinigung genannt wird), ist ein kunstvolles Handwerk für sich. Keine Maschine kann die händische Arbeit in dieser Sorgfalt übernehmen. Heute beziehe ich mein Rohmaterial von einem leidenschaftlichen, professionellen Darmputzer, dessen Handwerk alte, liebevoll weitergegebene Familientradition ist. Ein wahrer Virtuose auf seinem Gebiet!

Bei meiner Lehrzeit bei Wolfgang Frank packte mich noch ein anderer Gedanke. Wäre es möglich die vielen Handgriffe des Saitenmachens, die in regelmässigen Abständen und auch nächtens notwendig sind, maschinell nachzubilden? Würde es gelingen eine Maschine zu konstruieren, die mit präzisen Messungen und ausgeklügelter Sensorik den Zeitpunkt und die Anzahl der idealen Verdrillungen ausführen kann? Könnte man etwas automatisieren, was bis anhin von der geschickten Hand des Saitenmachers abhängig war?

Es ist tatsächlich geglückt, und doch nicht zum Einsatz gekommen. Diese Maschine wurde von einem Ingenieur programmiert und gebaut und ist voll funktionsfähig. Während der Entwicklung des Prototypen machten wir viele Experimente und Messungen, auf deren Grundlage ich meine Herstellungsmethode nach und nach verfeinern konnte.

Am Ende bin ich am Anfang. Bei reiner Handarbeit.